Rudi Achatz und sein Lebenswerk: Seine Buben fit für den Handball machen - Der legendäre Linksaußen der SSG Metten im Portrait

thumb RudiAuerbachMannschaftssportler kennen das und grausen sich davor: Da ist ein Gegenspieler, der trickst, der herausfordert, der Theater macht und dieses Horror-Programm das ganze Spiel über durchzieht. Und dann ist er damit auch noch sehr erfolgreich. So einer war in seiner aktiven Zeit der Linksaußen der Mettener Handballer, Rudi Achatz. Der leibhaftige Schrecken seiner Gegenspieler kann jedoch viel mehr: Er ist heute einer der besten Jugendtrainer in Handball-Bayern und stürzt sich gerade mit seinen Buben von der D-Jugend ins Training für die kommende Saison.

Der langjährige SSG-Erfolgstrainer Walter Steininger ist seit Kindertagen mit Rudi Achatz eng befreundet und kennt ihn daher ziemlich gut. Gaudibursch‘ und Hitzkopf in einem sei der Freund, den er obendrein für dessen Hilfsbereitschaft und Zuverlässigkeit rühmt. Langweilig sei es nie geworden: „Als Mitschüler hat er mir in der 2. Klasse der Mettener Volksschule eine Zeichnung geklaut und seinen Namen hinten drauf geschrieben. Ich bekam wegen Schlamperei einen Riesen Anschiss und ‚seine‘ Zeichnung wurde ausgestellt !“ Mit dem Rudi blieb es weiterhin in nahezu allen Lebenslagen munter und zünftig. Arbeitskollegen in der Benediktinerabtei St. Michael in Metten, wo Achatz bis heute als Elektriker und zugleich als Planungsgenie neidlos bewundert wird, berichten von Scherzen und Kabinettsstückerln, auf die einer erst kommen muss.

 

So habe er einmal die Werkzeugkisten seiner Kollegen derart am Boden verschraubt, dass ein rascher Arbeitseinsatz unmöglich war. Ein anderes Mal wunderten sie sich über ihre plötzlich gefärbten Handinnenflächen. Der Schalk hatte die Griffe der Schubkarren angestrichen. Nicht das, aber all die handwerklichen und fachspezifischen Fähigkeiten hat Rudi Achatz mitsamt der benediktinischen Patientia, der Geduld und Mitmenschlichkeit von seinem Meister und Physiklehrer am St. Michaels-Gymnasium, Pater Paul Engelbrecht.beigebracht bekommen. Wann immer er kann, ist der Rudi an der Seite des jetzt kranken Mönchs.

In einem Punkt allerdings war Pater Paul, lange Jahre auch Befehlsgeber der Mettener Feuerwehr, seinem Rudi oft gram. An Wochenenden, wenn in der St. Benedikt-Sporthalle auf dem Klostergelände Handball gespielt wurde und es hoch her ging, war der Klosterhof fast zugeparkt. Für Feuerwehrmann Paul ein absolutes Unding und für den Rudi daher Maßgabe, „diesem Verhau“ ein Ende zu machen. Das gelang selten, denn sein Rudi hing an diesem Sport und an der schönen Kulisse in der Halle. Dort drinnen feierte der jetzt 53-jährige Triumphe wie Niederlagen, aber stets erhobenen Hauptes, aus dem bis heute Augen feurig strahlen und die einen wissen lassen, dass da einer für den Handballsport immer brennen wird. Da hatte es keine Bedeutung, dass er, und das war damals so üblich, gleichzeitig Fussball für den TSV Metten spielte.

Wie so viele Mettener Handballer war und ist auch Rudi Achatz von zwei Männern der SSG geprägt worden: von Pater Eberhard Lorenz und Lehrer Georg Noll. Die beiden Gründerväter der SSG Metten haben ihm damals nachgesehen, dass er noch höherklassig als die Mettener Landesligisten spielen wollte. Rudi ging zur TG Landshut. Gleichwohl hätte sein hätte auch noch für die zweite Liga gereicht, so technisch versiert und pfeilschnell war er. Nach einiger Zeit zog es ihn wieder zurück nach Metten und er setzte das fort, wofür er landauf landab gefürchtet war. Walter Steininger erinnert sich: „Es war ein Fluch, ihn als Gegner gehabt zu haben. Ein Schlitzohr ohnegleichen, der seine Gegenüber auf einem Bierdeckel austanzen konnte.“ Gelbe und Rote Karten provozierte Rudi Achatz als er in Vollendung den sterbenden Schwan gab. Seinem hohen Ansehen als Spieler und später als Trainer hat das nie geschadet. Nach einem noch so hart und eng geführten Spiel war er es, der mit Spaß und Sprüchen selbst den Verbissensten das Zwerchfell massieren konnte.

Seine weiteren handballerischen Fertigkeiten: Rudi‘s Wurfrepertoire sei immens gewesen, schwärmt Steininger heute noch. „Wobei der Kopfleger zu seinem Spezialwurf wurde. Auch wenn ihn der Torwart vorher schon roch, so hat er vordem Ball trotzdem den Kopf eingezogen.“ Mettens Ex-Trainer lobt den Freund auch als Abwehrspieler. Da sei er ebenfalls eine Bank gewesen und habe zugleich seine enorme Schnelligkeit zu Gegenstößen nutzen können. Mit dem Abstieg der SSG-Herren aus der Bayernliga im Jahr 2010 beendete der damals immerhin schon 43-jährige seine lange und erfolgreiche Karriere als Handball-Filigrankünstler und widmete sich ganz und gar seiner Laufbahn als Jugendtrainer. Die hatte er schon Jahre zuvor genauso erfolgreich begonnen.

Achatz gibt seinen Handballschülern von kleinauf sehr viel mit auf den Weg: All seine Erfahrung, dann den Sinn für Kameradschaft, Hilfsbereitschaft, dabei den anderen aushalten können, wenn er nicht gut drauf ist. Im Gegenzug fordert er für heutige Verhältnisse viel: Disziplin, Ehrlichkeit und Leistung. Ein Erfolgsrezept: Denn bis hinauf zur Bayernliga-Qualifikation führte er seine Mannschaften immer wieder. Zusammen mit seiner Frau Christine, lange Jahre selbst SSG-Handballerin, sorgte er persönlich für handballerischen Nachwuchs. Sohn Julian ist bereits in Vaters Fußstapfen getreten und läßt den Ball demnächst in der C-Jugend der SSG technisch versiert fliegen. Freund Walter Steininger, für den Achatz trotz aller Gaudi kein Schönredner ist, weil er auch die unbequemen Dinge anspricht, bezeichnet ihn als Bank für die Mettener Jugendarbeit. „Ich hab‘ das Glück, dass mein Kleiner bei ihm trainieren darf.“ Dieses Glück hatten und haben viele Eltern und Erziehungsberechtigte im Deggendorfer Land.

Heute ist Rudi Achatz ein gutes Stück ruhiger und besonnener. Ab und zu aber braust er schon noch auf. Dann kann einer schnell so heißen, wie er als extrem flinker Handballer seinen Gegnern vorkam: „Haub’ntaucha !“

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Ein Kopfleger kommt: Der Spezialwurf von Rudi Achatz – hier im Spiel der Handball-Bayernliga im Januar 2010 gegen den späteren Regionalligisten SV 08 Auerbach aus der Oberpfalz- war Legende und ließ jeden Torhüter um die entscheidenden Zentimeter zusammenzucken. Foto: SSG Metten

 

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Zu Bayerns besten Trainern im männlichen Jugendbereich zählt Rudi Achatz (53). Von seinen Schützlingen verlangt er viel Altmodisches: Disziplin, Ehrlichkeit und Leistung. Dafür gibt der Talente-Schmied der SSG Metten auch viel: In seiner Freizeit packt er seine gelehrigen Schüler schon mal in den Bus und organisiert einen Besuch beim Handball-Bundesligisten HC Erlangen. Foto: SSG Metten

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