Kommt einer vom Ringen zum Handball, dann könnte man annehmen, er will den Zweikampf Mann gegen Mann mit anderen Mitteln fortsetzen. Und tatsächlich: Wenn der Claus mit gesträubtem Schnurrbart, mit vorgerecktem Unterkinn und mit all seiner Kraft (und das war weiß Gott nicht wenig) vor heimischer Kulisse in der St. Benedikt-Sporthalle unter Beifall den Gegner in der Abwehr hingebungsvoll bearbeitete und im Angriffsspiel dynamisch an die Wand spielte, dann schaute das auf den ersten Blick so aus, als wolle er den Kontrahenten ringertechnisch aufs Kreuz legen. Im Grunde aber schulterte unser Claus oft und oft die Verantwortung für seine Mannschaft. Zur guten Erinnerung: Als Spielertrainer ordnete und formte er einen wilden Haufen namens 2. Herren und trieb die Reserve bis in die Bezirksoberliga hinauf.
Viel mehr noch: Claus Baumann war der Ideal-Typus von einem, auf neudeutsch „Team-Player“. Das sind die, die sich für die Gemeinschaft zerreissen, die für andere auch dann da sind, wenn es mal nichts zum Feiern gibt und statt dessen Tränen getrocknet werden müssen. Was die SSG angeht, so war er nach seinem Wechsel von der Spielvereinigung Grün Weiß Deggendorf ein einziger Glücksfall für die Mettener Handball-Familie. Und mit dem Claus ließ es sich stets gut darüber streiten, ob denn nun der Kurs der Klosterer leistungsmäßig und vom leitenden Personal her wirklich der richtige sei. Ob Streit, Gaudi oder gepflegtes Zweiergespräch - er konnte mit der flachen Hand gscheit in den flüssigen Spinat hauen, er ließ einen das Jammertal des Alltags schnell vergessen und er konnte ebenso zuhören wie bündig argumentieren. Als er zurück nach Deggendorf wechselte, konnte man anfangs sauer auf den Claus sein.
Aber eigentlich war er nie weg, und das ist er trotz der schmerzlichen Trauer für uns jetzt auch nicht. Wir gehen davon aus, dass der Claus da droben gerade mit der Gründung eines Handballvereins mit einer schlagkräftigen, himmlisch spielenden Mannschaft beschäftigt ist und den Dienstmann Alois Hingerl bereits für den Brotzeitverkauf eingeteilt hat. Und: Aus seiner ganz neuen Sicht auf die Welt kann er die wichtigsten Dinge gleichzeitig erledigen: Auf seine Liebsten aufpassen und sowohl seiner SSG Metten als auch seiner Spielvereinigung Grün Weiß Deggendorf zuschauen.
