Das einmalige Handball-Erfolgsduo bei der SSG Metten: Vater und Sohn Elgeti begeistern als Team-Kameraden die Fangemeinde
Da schlagen die Herzen der Mettener Handball-Fans in der St. Benedikt-Sporthalle stets höher und der Atem stockt, wenn das passiert: Begleitet von einem gellenden „He“ beschleunigt der Ball zischend wie eine Rakete in einer knappen Sekunde auf gut 90 Sachen: Abgefeuert aus der bald klodeckelbreiten Hand des Torwarts Matthias Elgeti von der SSG Metten. Einen Wimpernschlag davor ist Sohn Matthies in Richtung gegnerisches Tor gesprintet. Artistisch halb im Flug greift er sich den millimetergenau ankommenden Raketenball und versenkt ihn unhaltbar zum Siegtreffer.
Zumindest in ganz Bayern sind die Oberliga-Herren der SSG vermutlich das einzige Handballteam, in dem ein Vater mit seinem Sohn gemeinsam spielen – und vor allem so erfolgreich. Den 54-jährigen Matthias Elgeti, Produktionsleiter von Beruf und aus der Schweriner Gegend stammend, haben sie in Metten niederbairisch vereinnahmt und nennen ihn fast zärtlich „Hias“. Er spielt seit 41 Jahren Handball, mit Unterbrechungen auch Fußball, die meiste Zeit als Torwart. Filius Matthies (33), kaufmännischer Angestellter, geht als lupenreiner Niederbayer durch und hat als Zwölfjähriger bei der SSG mit dem Handballspielen angefangen.
Mit Metten wurden Hias und der knapp 18-jährige Matthies 2009 Meister in der Landesliga Süd. Während die Klosterer samt Sohn in die Bayernliga aufstiegen, wechselte der Vater nacheinander zu den Viertligisten TB Roding, den Adlern Regensburg und schließlich zum Bayernliga-Team der TG Landshut, trainiert vom Mettener Ex-Trainer Milan Sedivec. Von dort kam der Hias 2022 zurück und hütet seither wieder den SSG-Kasten, auch aus tiefer Überzeugung, wie er betont: „Handballer sind eine eingeschworene Gemeinschaft. Für uns ist die SSG wie eine Familie und wir schätzen den großen Zusammenhalt im Verein.“
Der hochtalentierte Sohn Matthies blieb der SSG-Familie treu. Erfolgstrainer wie Klaus Töpl oder Rudi Achatz formten den Burschen weiter zu einem Führungsspieler, der wie sein Vater ein Spiel blitzschnell analysieren kann. Heute ist er ligaweit einer der besten Regisseure im Rückraum. Aber ausgerechnet im letzten Spiel der Saison 2ß24-2025 verletzte sich Matthies schwer: Kreuzbandriss ! Und das bedeutet: mindestens ein halbes Jahr kein Handball.
Vater Hias zählt auch als 54-Jähriger immer noch zu den Spitzen-Keepern in seinem Ligabereich und darüber hinaus. Mettens Technischer Leiter Martin „Moartl“ Blüml, selbst lange Jahre einer der besten Torleute bei der SSG, kommt dabei fast ins Schwärmen: „Du bringst ihn nie aus der Ruhe. Auch wenn er nicht mehr ganz so schnell ist, aber Hias steht immer richtig. Und er kann die Würfe lesen.“ Blüml erzählt auch von der Wirkung der beiden Elgetis auf das heimische Publikum. „Da kommt immer bewundernder Beifall auf, wenn der Hias seinem Sohn ein Tor auflegt – und das tut er oft.“ Und der Sohn lobt den Vater,. „Das fühlt sich natürlich sehr besonders an und macht viel Spaß. Vor allem da wir beide sehr ehrgeizige Sportler sind und immer alles geben und gewinnen wollen.“
Überhaupt hat Blüml den Eindruck, „als ob die beiden, die sowieso einen großartigen Mannschaftsgeist pflegen, im Spiel das Familiäre noch weiter voran stellen.“ Das werde sehr deutlich, wenn man diese einzigartigen und sehr erfolgreichen Steilpässe sehe. Dem kann sich Cheftrainer Walter Steininger nur anschließen. „Sohn Matthies als SSG-Führungsspieler darf sich stets auf die punktgenau gezirkelten Abwürfe vom Papa freuen.“ Steininger erinnert sich noch daran, als neben dem Vater und seinem Ältesten auch noch der jüngere, ebenso talentierte Sohn Marcel der Dritte im Elgeti-Bunde war.
Das Trio war für kurze Zeit in einem Team in Neutraubling gemeinsam aufgelaufen. Handball zusammen mit seinen Söhnen zu spielen, ist für Vater Hias etwas Großes: „Das ist ein Super-Gefühl und macht mich stolz. Dabei kann man schon eine Vater-Sohn-Verbindung spüren, auch wenn es da keine speziellen Rituale gibt.“ Unschön werde es, wenn der Sohn mutwillig gefoult werde, was mehrfach passiert ist. „Bei vorsätzlichen Fouls oder Verletzungen ist das schon etwas anderes, da leidet man als Vater mit.“ Hias Elgeti selbst musste vor einiger Zeit wegen einer im Punktspiel zugezogenen Handverletzung pausieren und war nur mit halber Kraft unterwegs. Sohn Matthies bewundert den Vater trotz allem. „ Ich bin ich stolz auf ihn, vor allem wenn man so lange noch fit ist und mithalten kann.“
Hinter allem steht das, was der Blüml Moartl so bewundert, eben das Familiäre. Und da kommt laut Matthies Mama Silke ins Spiel. Auch sie lebe für den Sport, besonders für den Handball: „ Sie unterstützt uns schon immer, ist stets mit dabei und fiebert natürlich mit.“ Walter Steininger erinnert sich an eine Szene nach dem Auswärtssieg vor einiger Zeit in Pfaffenhofen: „Wir feierten den Erfolg noch in der Kabine. Hias und Matthies saßen mit Kaltgetränk eng beieinander am Boden und Hias meinte: ‚Lass uns mal Mama ein Foto schicken‘. Beide strahlten in die Kamera, abgekämpft, aber sichtlich glücklich und das bestimmt nicht nur wegen des Sieges.“
Die Fragen aller Fragen in so reichen Handballerleben beantwortet der Sohn noch lange nicht, wohl aber Vater Hias: „Im Normalfall ist das jetzt meine letzte Saison, aber man kann ja nie wissen.“ Doch alle in Metten, die für den SSG-Handball brennen, wissen es: Allein auf das für sie so grandiose Schauspiel, wenn die punktgenau gezirkelten Abwürfe des Vaters durch die schweißige, leicht muffige Hallenluft zischen, dann beim Sohn und schließlich präzise im gegnerischen Gehäuse landen, darauf will so schnell niemand verzichten.
Ein Team im Team: Vater und Sohn Elgeti begeistern die Handballfans im Deggendorfer Land immer wieder mit ihrer schier unglaublichen, ausgefeilten Steilpasstechnik - aber nicht nur. Hias (54) und Matthis (33) sind Vorbilder für den guten Zusammenhalt in der Handball-Familie der SSG Metten.
Foto: Harry Rindler