Wie die SSG Metten mit den Folgen der Pandemie fertig wird – Sorge um Kinder und Jugendliche


Im Torraum liegt bereits ein wenig mehr Staub als sonst. Und abends wie an den Wochenenden wirkt die St. Benedikt-Sporthalle der Abtei St. Michael zu Metten wie eine gespenstisch leere Handball-Kathedrale. Die gewohnt dröhnende Geräuschkulisse aus lauten Kommandos und Wortwechseln, dem Prallen und Krachen der Bälle und dem Trippeln und Trampeln der vielen handballspielenden Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen ist schon seit über einem Monat nicht mehr zu hören. Die vor kurzem noch so lebendige SSG Metten, die hier zuhause ist, scheint es nicht mehr zu geben.

„Uns gibt es schon noch, aber halt wie,“ wendet SSG-Präsident Adi Helmprecht ein und kann seine Trauer über den Stillstand nicht verbergen. „Wir sehen uns nicht mehr, sprechen uns seltener als sonst: null Vereinsleben also.“ Sein Stellvertreter Herbert Wolf muss lange überlegen, wann er er zuletzt Kontakt wenigstens zu seinen Vorstandskollegen hatte. Sämtliche Veranstaltungen, vom Maibaumaufstellen über Trainingslager, Grillfeste bis hin zu Weihnachtsmarkt und Weihnachtsfeier wurden gestrichen, der Spielbetrieb und das Training in der Halle eingestellt. Helmprechts große Sorge ist, dass sich Mitglieder und insbesondere Jugendliche vom Verein abwenden. „Vieler unserer Jungen wollen den Virus nicht in ihre Familen tragen, andere sagen sich: Freizeit geht auch ohne Handball.“


Andererseits habe man von Seiten der SSG-Familie nahezu ausschließlich Zuspruch für all die Vorsichtsmaßnahmen einschließlich Hygiene-Konzept erhalten. Vize Wolf, der Chefplaner der SSG, hatte in mühevoller Kleinarbeit die allgemeinen Corona-Auflagen den Mettener Verhältnissen angepaßt, bis ins Detail verfeinert und regelmäßig aktualisiert. Die SSG lieferte in Sachen Corona-Vorsorge sogar die Blaupause für andere Vereine.„Es war klug, dass wir die Regeln noch strenger befolgt haben als vorgeschrieben,“ merkt der Präse an.


Zu dem wenigen Positiven, das er vermelden könne, zählt laut Helmprecht auch das Lob der allermeisten Eltern, wie umsichtig und verantwortungsvoll die SSG bisher gehandelt habe. Da herrsche außerdem viel Zuversicht, dass es für die Kinder wenigstens mit dem Training vielleicht bald wieder losgehe. Noch etwas Gutes bringe der Stillstand,“ fügt der Präsident etwas ironisch hinzu: „Finanziell stehen wir nicht schlecht da, weil wir gut gewirtschaftet und kaum etwas ausgegeben haben.“ Die Sorge Helmprechts, dass insbesondere Jugendliche abspringen, teilt technischer Leiter Martin Blüml, für den der Wiederbeginn nach dem „Lock-Off“ ebenfalls in den Sternen steht .„Training, Spiele als körperliche und soziale Herausforderung sind doch so wichtig für unsere Jungen – und nicht nur für sie.“ Blüml hat die Hoffnung, dass das über die Jahre allmählich gewachsene, legendäre „Wir-Gefühl“ der SSG Familie keinesfalls so schnell abnimmt. Jedenfalls sei die Entscheidung, trotz großer Einwände seitens des Bayerischen Handballverbandes alle Jugendmannschaften vorzeitig vom Spielbetrieb zurückzuziehen, „völlig richtig gewesen.“


Wenigstens seinem alten Kumpel Sebastian Klima, Rückraumschütze bei der Ersten und Trainer des Damenteams, habe er jüngst persönlich zum 30. Geburtstag gratulieren können, berichtet Herren-Chefcoach Manuel Schwab. „Ansonsten habe ich das Gefühl, zu fast allen Spielern den Kontakt verloren zu haben.“ Dabei sei die Vorbereitung auf die Saison von einem enormen Zusammenhalt der Mannschaft geprägt und außerdem sehr aufwändig gewesen. „Ich habe jetzt wirklich Angst, dass alles verloren geht, was ich versucht habe aufzubauen,“ beklagt Schwab. Der Rythmus, das wisse er jedenfalls, der sei weg. Den Trainer plagen momentan auch noch die Nachwehen einer komplizierten Operation an seiner Schulter und da stehe jetzt die Rehabilitation an. Der Optimist Schwab kann deshalb der Pandemie einen schönen Vorteil abgewinnen, da die viermonatige Nachsorge in die zwangsverordnete Spiel- und Trainingspause falle. Der Chefansager drückt zugleich aus, was die meisten bei der SSG Metten trotz Stillstand denken: „Der Gemeinschaftssinn bleibt und wird wieder stärker werden.“ In der Halle wird der Staub im Torraum vermutlich nicht ewig liegen bleiben.

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