Der Mitbegründer der SSG Metten starb im Alter von 81 Jahren alt – Tiefe Betroffenheit im Verein
Die allgemeine Freude über ein wieder einmal siegreiches Handball-Wochenende klang noch nach, da kam mitten hinein die erschütternde Nachricht: Pater Eberhard Lorenz, geistiger Vater der SSG Metten, ist tot. Bayerns Handball-Pater, wie er über die Grenzen des Freistaates bewundernd genannt wurde, starb Montagabend im Alter von 81 Jahren im Klinikum Deggendorf an den Folgen eines Schlaganfalls.
„Wie ? Sie als Mönch spielen Handball ? Geht denn das mit der Kutte ?“ Von solch tatsächlich ernst gemeinten Fragen, die ihm nicht selten gestellt wurden, erzählte Pater Eberhard im Kreis Gleichgesinnter gerne schmunzelnd. Noch vor dem Schicksalsjahr 1978 tauschte er die Kutte oft mit der flotten Sportbekleidung und gab den torhungrigen Kreisläufer. Jenes Schicksalsjahr bescherte Glück im Unglück: Nach einem großen Schneebruch im Klosterforst sorgte der Holzverkauf für die Mittel zum Bau einer Sporthalle auf dem Klostergelände.
Danach überzeugte Pater Eberhard seine Mitbrüder davon, dass doch die Internatsschüler in dieser Halle mit entsprechender Ausstattung das Handballspiel als Freizeitsport erlernen sollten.
Und weil das deutsche Vereinsrecht es so wollte, trommelte der Mönch noch sechs gleichgesinnte Lehrer und Schüler zusammen. Mit dabei sein späterer enger Freund Georg Noll. Am 1. Juli 1979 hoben die beiden die Schulsportgemeinschaft SSG Metten e.V. aus der Taufe. Als Spieler griff der Benediktiner jetzt nicht mehr zum Ball, sondern begann eine erfolgreiche Trainer-Karriere. Der bundesweit erste und einzige klösterliche Handballverein zog die Jugend magnetisch an, kam vielfach zu Meisterehren und wurde bundesweit zum Vorbild: Die SSG erhielt nacheinander den Bayerischen und den Deutschen Vereinsjugendpreis.
Pater Eberhard, der sich nie in den Vordergrundgedrängt hatte, meinte dazu einmal unter vier Augen: „Handball ist für mich Pastorale, also Seelsorge im besten Sinn durch den Gemeinschaftssinn und die Leistungsbereitschaft.“
Geschont hat er sich auch nicht. Doch seine Leidenschaft für den Sport musste er oft zurückdrängen. Die Pflichten in der benediktinischen Mönchsgemeinschaft gingen vor. Der Pater war Lehrer für Sport, Mathematik und Religion am klösterlichen St. Michaels-Gymnasium, hinzu kam das Lehramt an der Mettener Hauptschule. Von 1982 bis 2015 war er Pfarrer von Metten und zugleich Bauherr für die langwierige Renovierung der Abteikirche.
Viele kirchliche Pflicht- und Ehrenämter dominierten seinen eh schon engen Terminkalender. Ging er mal in Urlaub, so zog es ihn ins heimatliche Volkenschwand bei Mainburg. Aus dem dortigen elterlichen Bauernhof war er als Zehnjähriger ins Internat nach Metten gekommen, wurde Benediktiner und Priester. So sind 63 Jahre als Mönch zusammengekommen.
Die Trauer in Metten und weit darüber hinaus ist groß. „Seine“ SSGler tun sich schwer damit, dass „ihr“ Pater Eberhard nicht mehr da ist, auch wenn er die letzten Jahre zur Schonung seines Herzens der Hochspannung vieler Handballschlachten in seiner Halle aus dem Weg gegangen ist. Georg Noll, der Freund, hat ihn immer wieder aufgesucht. Zuletzt im Pflegeheim der Mettener Diakonie.“ Gejammert hat er nicht, das war nicht seine Art,“ berichtet Noll. Eine Operation an der Wirbelsäule habe den Freund hinter den Rollator gezwungen. Ein verabredeter Besuch wird jetzt nicht mehr stattfinden.
In der Vereinsführung und bei den Spielern und Trainern herrscht tiefe Betroffenheit. “Dass der Eberhard auf einmal nimmer da ist, das tut gscheit weh,“ fasst Vereinspräsident Adi Helmprecht das Empfinden seiner Klosterer zusammen. „Er war ja auch der Pfarrer für den Verein, hat getauft, getraut und beerdigt.“ Viele bei der SSG, die vom Pater ausgebildet, betreut und zu Meisterschaften geführt wurden, wie etwa Technischer Leiter „Moartl“ Blüml, Ex-Vorstand Herbert Wolf oder Jugendtrainer-Legende Rudi Achatz hat der Tod ihres Vorbilds hart getroffen. Dazu zählt auch Walter Steininger, Cheftrainer der Oberliga-Herren: „Pater Eberhard war mein Lehrer, Trainer, größter Förderer im Jugendhandball und späterer Kollege an der Hauptschule Metten.“
Die SSG und ihre insgesamt 16 Teams wollen in den kommenden Spielen ihres Gründers gedenken. Pater Eberhard wird in der Abtei St. Michael aufgebahrt werden. Verein und Bevölkerung sollen dann Abschied nehmen können.
Ein Bild aus glücklichen Handball-Tagen: Als nacheinander die damaligen Spitzenteams des TBV Lemgo, des TV Großwallstadt und des Österreichischen Meisters HC Linz bei der SSG Metten zu Besuch waren und Freundschaftsspiele absolvierten, war Bayerns Handball-Pater Eberhard Lorenz höchstpersönlich Werbeträger für die hohen Gäste.
Foto: SSG Metten