Hey, Jungs !
Nach der Handball-WM sind der einen oder dem anderen möglicherweise Bilder in Erinnerung geblieben, die honorige Nationaltrainer und Mitarbeiter zeigen, wie sie sich während des Turniers schlagartig in völlig andere Charaktere verwandeln konnten: Das hüpfend tobende Zorn-Monster an der Seitenauslinie wurde binnen einer Zehntelsekunde zur armen Seele, die im Hallenstaub fast auf den Knien vor der Auswechselbank flehte: „Bitte, bitte, spielt doch das, was wir so lange und so gut trainiert haben, Ihr könnt es doch !“
Und dann gab es bei der WM noch diese Ansagen zu Beginn der genommenen Auszeit. Ein Assistenz-Trainer der katarischen Mannschaft soll, bevor der Chef überhaupt ein Wort hervorbrachte, gleich mit Allah gedroht haben, der für so schlecht spielende Akteure die Höllentore schon noch öffnen werde. Andere starteten den Ein-Minuten-Talk ebenso aufbauend: „Ihr Gurkentruppe, wie lange wollte Ihr mich noch verarschen ?“ Aber da war noch Alfred Gíslason, unser Bundestrainer, der als Handballer beim Verein „Knattspyrnufelag Reykjavík“ auf Island groß wurde. Der ausgebildete Historiker und dreifache Vater, keine Schimpfnatur wie Trainerkollege Heiner Brand, beginnt mit seiner Timeout-Einleitung legendär zu werden. Väterlich vertraut klang es gleich am Anfang immer mit etwas heiserer Stimme, den Krach in der „Jyske Bank Boxen“-Halle im dänischen Herning übertönend: „Hey, Jungs!“
Sein „Hey. Jungs“, mit dem Psychotherapeuten wohl bald ihre Gruppensitzungen einleiten werden, ist einzigartig. Kein Deutschsprechender wird es je schaffen, mit dieser Anrede auf einmal soviel Beruhigung, Zuwendung, Vertrauen und Aufbauendes seinem Gegenüber zu vermitteln, wie eben Gislarson. Gleich danach aber kommt Rudi Achatz, die Jugendtrainer-Legende der SSG Metten. Er pflegte den hoffnungsfrohen Nachwuchs in der Halbzeit oft mit dem Spruch zu motivieren: „Heit woi ma aba scho no gwinna, es Haubndaucha !“