Samfundslivet
Der Schreiberling dieser Zeilen war jetzt wieder mal in Dänemark, dem gelobten Land des Handballs. Die dänische Auswahl der Damen ist international ziemlich weit vorne und die Herren sind seit Jahren das Maß aller Handballdinge, was das deutsche Team im Olympia-Finale in Paris schmerzhaft erfahren musste.
Das Land zwischen den Meeren zählt 5,9 Millionen Einwohner. Bayern im Vergleich: 13,3 Millionen. Rein einwohnermäßig müssten aus dem Freistaat am laufenden Band Europameister, Weltmeister und Olympiasieger im Handball kommen. Ist nicht der Fall. Warum dann im kleinen Dänemark ? Dazu sollte man in dem putzigen Ländchen genauer hinschauen und hinhören. Der Schreiberling hat’s getan. Zu sehen waren in kleinen Gemeinden von nicht einmal 1.000 Einwohnern modernste, riesige Hallen mit feinstem Drum und Dran - meist ist in Reichweite von Grundschulen bis hin zu Gymnasien. Und: Da ist Handball eine Art verpflichtender Sportunterricht, dann kommt Badminton und irgendwann Fußball.
Zum Hinhören: Man trifft überall freundliche, Deutsch- und Englisch sprechende Menschen, die einem einen weiteren Hauptgrund nennen, warum Handball hier weltmeisterlich ist: „Wir lieben das Vereinsleben, wir sind gerne in der Gemeinschaft,“ erzählt eine Frau im Supermarkt und deutet auf den vierjährigen Sohn. „Der hat mit drei angefangen, Handball zu spielen, weil er noch mehr Freunde brauchte.“ An der Tankstelle im nächsten, wiederum kleinen Ort erfährt man, dass der Bürgermeister persönlich die Menschen, die kein Auto haben oder schlecht zu Fuß sind, abholt und sie zu den wöchentlichen Treffs in den Handball-Vereinen, zum „Traininggucken“ oder zu Spielen kutschiert.
Flüchtlinge bekommen in vielen Vereinen Sportbekleidung und Schuhwerk, haben neben Handball Dänisch zu lernen und sind fast automatisch Teil dessen, was das dänische Zauberwort „samfundslivet” meint, zu deutsch ”Gemeinschaftsleben”. Wäre also nicht schlecht, wenn wir mehr Handball auf Dänisch spielen würden ...