Von Kürzeln und anderen Namen

HSG, SG, HG, JSG: Es gab Zeiten, da wollte beispielsweise der Bayerische Handballverband (BHV) vereinsübergreifende, aus den Stammvereinen ausgegliederte Spielgemeinschaften partout nicht genehmigen. Die Handballabteilung sollte gefälligst da bleiben, wo sie herkommt – aus dem traditionellen deutschen Sportverein, der wiederum seinen Ursprung im vorletzten Jahrhundert hatte: Als Männer-Turnverein nach einer Idee zur Kriegsertüchtigung gegen die Franzosen von Johann Friedrich Ludwig Christoph Jahn (auf ihn ist wahrscheinlich der deutsche Abkürzungswahn vor allem von Namen jeder Art zurückzuführen).

 

Das mit den Kürzeln vor den Vereinsnamen hat der BHV mittlerweile murrend akzeptiert. Die Not, Mannschaften für den Spielbetrieb noch aufbieten zu können, war im Fußball-Freistaat Bayern und vor allem in der Handball-Diaspora Niederbayern sehr groß – und ist es noch. Erschwerend hinzu kam die Untätigkeit des BHV wie des Deutschen Handballbundes, den Weltmeistertitel der Männer von 2007 für die Mitgliederwerbung und für die Steigerung des Ansehens des Sports im Land zu nutzen. Vereine drohten mit der Abmeldung ihrer Handballabteilungen, zogen das da und dort auch durch.

Wer jetzt im Verband nach all dem Ärger glaubte, an der Kürzel-Front sei nun Ruhe, der hatte die Erfindungsgabe bayerischer Handballmenschen unterschätzt. Vor Umbenennung ihrer Vereine und Gruppierungen in Raubtiere wie Löwen, Füchse oder Bären schreckten sie zwar zurück. Auch Pinguine oder Amphibien kommen bis jetzt nicht vor. Dafür spielt man hingebungsvoll mit Orts- und Flurnamen oder geomorphologischen Fachbegriffen: Aus dem TV Zwiesel und dem HC Regen wurde die HSG Bayerwald, aus Schwabhausen und Bergkirchen im Kreis Dachau formte sich die HSG Schwab/kirchen, HT München kommt von Haching und Taufkirchen im ländlichen Kreis München, und der stylische Anglizismus-Wahn hat aus dem TSV Ebersberg jetzt Forst United gemacht, solange halt der Ebersberger Forst samt seinen Borkenkäfern noch steht.

Und was ist mit dem SSG-Kürzel bei der SSG Metten ? Die Gründerväter des Vereins (Gründermütter gab’s 1978 noch nicht), allen voran Pater Eberhard Lorenz und Schulmeister Georg Noll, wollten die Internatssschüler und die externen Schüler des St. Michaels-Gymnasiums der Benediktiner zu Metten und alle anderen Handballbegeisterten sportlich zusammenzubringen. Gegen Fußball und Landhockey hatte sich der Mettener Mönchskonvent entschieden gehabt. So kam’s zur Schulsportgemeinschaft, übrigens mit einer schon jahrzehntelang existierenden kleinen, aber feinen Ruderabteilung auf der Donau.

Noch ein Hinweis zum besseren SSG-Verständnis: Man ist weder verwandt noch verschwägert mit der Südstädter Schützengesellschaft 1898 Hannover oder der Schwimmsportgilde Oberprotzingen). Nach soviel Vorrede begrüßt die SSG Metten an diesem Samstag den zum Herren-Oberligapunktspiel antretenden HC Donau/Paar. Hier die Auflösung zwecks genauer Verortung: Die HG Ingolstadt (ist bereits eine Gemeinschaft aus ESV und TV 1861 Ingolstadt) und die Messerschmitt-Bölkow-Blohm Sportgemeinschaft MBB SG Manching haben sich seit dieser Saison zum Handballclub Donau/ Paar zusammengetan – und wirklich alle Textverarbeiter am Computer sind angesichts begrenzter Zeilenlängen und Bildschirmbreiten den Ingolstädtern und Manchingern unendlich dankbar. Im Ernst: Die Benennungs-Beweggründe sind wahrhaft nachvollziehbar: Die einen kommen vom Donau-Ufer, die anderen sind am Flüsschen Paar zuhause und beide wollen halbwegs kürzelfrei und auf neudeutsch authentisch, also so heimatgebunden wie ganz echt, hoch hinaus.

 

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