Der ehemalige Kassier der SSG Metten und sein strenges Regiment an der Hallenpforte

thumb FranzVoglMitEnkelnEr hat sie kommen und gehen sehen. 13 Jahre lang. Kleine und große Talente, ausgewachsene Stars ebenso wie Möchtegerne und natürlich Scharen von Fans aus Nah und Fern. Alle mussten sie vorbei an Franz Vogl, dem Kassier der SSG Metten. Noch vor Corona hat der Franz seine feuerfeste Handkasse und die lederne Aktentasche mit den Ticket-Banderolen und Formularen für immer weggestellt Doch jetzt kramte er zur Freude nicht nur der Klosterer ein paar Erinnerungen an die Zeit als erster Mann an der Hallenpforte hervor.

Der kleine Schreibtisch am Eingang mit Vereins-Wimpel und Taferl mit den Eintrittspreisen war eine Art Schlagbaum auf dem Weg in die St. Benedikt-Sporthalle auf dem Gelände der Mettener Benediktiner-Abtei. Hinter dem Tisch aus klösterlichen Möbelbeständen saß der heute 73 jährige Franz Vogl und behielt jeden im Auge, der Eintritt zu zahlen und dies auch zügig zu tun hatte. Er passte ebenfalls scharf darauf auf, dass keine Hosenknöpfe und Beilagscheiben in die Kasse kamen.

 

Wie so viele SSG-Urgesteine wurde auch Franz Vogl von Bayerns Handball-Pater Eberhard Lorenz und seinem Gründer-Kompagnon Georg Noll freundlich aber bestimmt („Du machst des scho“) zum Ehrenamt bei der SSG Metten überredet. Allerdings waren es schon besondere Anforderungen, die an die wachhabende Person am Tor der SSG-Festung gestellt wurden. Sicheres Auftreten, Menschenkenntnis sowie die Befähigung, kaufmännisch-korrekte Ordnung zu halten und keine Angst vor Formularen zu haben. Dazu noch die wohl wichtigste Voraussetzung, die vom heiligen Benedikt als Ordensgründer zur Regel gemacht worden war; nämlich einen möglichst freundlichen Menschen an die Pforte zu setzen.

All diese Bedingungen erfüllte der Franz tadellos und wurde ein guter Botschafter der SSG-Vereinskultur, nicht nur hinter seinem kleinen Schreibtisch, sondern auch auf den vielen Bus-Fahrten der SSG-Familie ins In- und Ausland und zu den Punktspielen der Klosterer. Über das Vereinsgeschehen, die Mannschaftsaufstellungen, über die Trainer und Betreuer oder Spieler und Spielverläufe war er bestens informiert. Denn seine Frau Marianne ist bis heute Vereinschronistin und stellt alles über die SSG in mittlerweile meterlangen Ordner-Reihen fein säuberlich zusammen.

In der Chronik sind auch die Anlässe für diverse Bewährungsproben enthalten, die Franz Vogl zu bestehen hatte. „Wenn ich an die Derbys denke, zum Beispiel gegen Eggenfelden, Landshut oder Burghausen . Da war was los; allein mit den Fans vor und in der Halle. Du hast schon am Eingang die Rivalitäten gespürt.“ Letztlich sei es trotz manch deftiger Wortwechsel immer friedlich geblieben. Der Schreiber dieser Zeilen möchte dabei als Zeuge auf einen außergewöhnlichen Vorgang hinweisen, der dem Franz wohl im Eifer des damaligen Gefechts entgangen war. Zu Landesliga-Zeiten musste der TSV Allach aus dem Münchner Norden in Metten zu Gastspielen antreten. Indes, die Allacher verloren sie alle. Beim letzten Spiel mochte ein Allacher Anhänger das Trauerspiel nicht länger wahrhaben und wollte aus Ärger ernsthaft und lauthals das Eintrittsgeld wieder zurückhaben. Der Franz aber war die Ruhe selbst und gab schlagfertig zurück: „Da mach ma a Spende für die SSG draus.“

Obwohl er selber nie Handball gespielt hat, ist der Franz mit Leib und Seele bis heute ein glühender Fan der SSG im Allgemeinen und der Ersten Männer im Besonderen. Kein Wunder, Sohn Thomas war jahrelang als Bestandteil des SSG-Defensivbollwerks und als Kreisläufer eine der Stützen des Landesligisten. Nun gab es Unparteiische, die nicht nur allein nach Vater Vogl‘s Ansicht im Mettener Handball-Hexenkessel verdächtig oft gegen die SSG pfiffen. Trotz allem hatten sie Anspruch auf Fahrgeld und Pfeiferl-Honorar, also auf Schiedsrichter-Gebühren.. Zu Vogl’s Aufgaben gehörte jedoch ausgerechnet die Auszahlung an die Schiris, auch an die mit dem ganz schrillen Pfeifton. Und genau da war er der gradlinige Franz. Nach Spiel und Abrechnung lud er die Unparteiischen hinten in der kleinen Halle zu einem Bier ein und der Ärger wurde hinuntergespült –bis zum nächsten Mal halt.

Unvergessen sind für Franz Vogl einige große Handball-Momente in der St. Benedikt-Sporthalle. Und die fingen damit an, dass der SSG-Kassier stets als Erster Spitzenmannschaften aus dem In- und Ausland begrüßen konnte; zum Beispiel aus Pilsen, aus Linz, aus Rumänien, aus Großwallstadt und vor allem: aus dem ostwestfälischen Lemgo: „Das Benefiz-Spiel gegen den TBV Lemgo, das war für mich schon das größte Erlebnis. Stell‘ dir das einmal vor: 700 Leute in der Halle, in Vierer-Reihen sans g’stand‘n. Unglaublich, feuerpolizeilich unmöglich.“ Nur kurz dabei war damals Frau Marianne, obwohl Sohn Thomas im SSG-Team gegen den mit Nationalspielern gespickten Bundesligisten mitaufgelaufen war. „D’Frau geht kaum in die Halle. Sie sagt, ‚de Schubserei und Hauerei, des halt‘ i ned aus.‘“

Die erlebten großen Momente sind Geschichte. Übrig geblieben ist bis zum heutigen Tag unter anderem eine Regelung, die der Kassier Franz Vogl bei der SSG eingeführt hatte. Rentner zahlen seither zwei statt drei Euro Eintritt. „Wie oft hab‘ i dann g’hört:: Du, i bin fei aa a Rentner.“ Da hat er nicht selten beide Augen zugedrückt und ein mögliches Defizit in der Kasse durch spontane Spendenaufrufe mehr als ausgeglichen. Seine soziale Ader pulsierte immer schon: Der Franz hatte über Jahrzehnte hauptberuflich die Hausmeisterei im Pfarramt St. Michael und im Pfarr-Kindergarten mit christkatholischer Hingabe besorgt. Da war auch Gelegenheit genug, sich mit seinem Chef Pater Eberhard Lorenz, dem damaligen Pfarrer, über den Mettener Handballsport und das Miteinander der SSG-Familie auszutauschen,. Ebenso über die Höhen und Tiefen, die der Verein durchlebt hat. Deshalb will Franz Vogl auch im Sinne seines ehemaligen Arbeitgebers festgehalten wissen: „Es war schön. Und so soll’s weitergehen, wenn’s geht.“ Dafür sorgt schon sein Nachfolger, der Schwarzmüller Reinhold; der hat’s ihm versprochen.

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Der erste Mann in der St. Benedikt-Sporthalle: 13 Jahre lang war Franz Vogl Kassier der SSG Metten. Jetzt hat er mehr Zeit für seine Enkel Laura und Jonas und kann ihnen von seinen vielen spannenden Erlebnissen an der Hallenpforte erzählen.
Foto: SSG Metten

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