Wahre Größe
Wer bisher geglaubt hat, nur großgewachsene Menschen können im Handball etwas werden, ist spätestens seit dem Gruppenspiel der Handball-Europameisterschaft in Norwegen zwischen Lettland und Deutschland schlauer. Der lettische Rechtsaußen Andis Ermanis ist mit gerade einmal 1,68 Meter der kleinste Spieler der EM - und ziemlich erfolgreich. Wie der 70-Kilo-Mann allein im Spiel ohne Ball die deutschen Deckungsriesen alt aussehen ließ, das war schon feine Handballkunst. Zwei Tore aus unmöglichem Winkel steuerte er auch noch bei.
Landsmann Dainis Krištopāns ist das genaue Gegenteil von Andis. Der Kapitän der lettischen Auswahl ist mit 2,15 Meter der größte Akteur des Turniers und trägt mit Größe 51 das mächtigste Schuhgerät seit Kreisläufer Mark Dragunski von TUSEM Essen, Europameister 2004 und ein Zentimeter kleiner als Krištopāns.
Aber zurück zu den vermeintlich Kleinen des Handballs: Wer kannte ihn nicht, den Brecher, das menschgewordene Räumfahrzeug, den Presslufthammer am Kreis, Rolando Urios. Der spanische Weltstar ist auch nicht größer als Ermanis, brachte aber 110 Kilo Kampfgewicht auf die Waage und wenn er den Ball erfolgreich abfeuerte (und das passierte sehr, sehr oft), dann hingen mindestens drei Abwehrspieler an seinem Wurfarm und flogen gratis mit. Heute trainiert das Handball-Ungeheuer den Viertligisten HSV Wildau in Brandenburg.
Und machen wir uns nichts vor: Auch SSG-Chefansager Mane Schwab müßte wie viele in Metten bei Goliath Krištopāns den Kopf in den Nacken legen, um Blickkontakt mit ihm zu haben. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass der Mane wie Ermanis und Urios sowohl als Handballer wie auch als Trainer Erfolge gefeiert hat und noch feiern wird. Das gewonnene Derby gegen den HC Deggendorf und der derzeitige 4. Platz in der Oberliga sind Beweis genug.