Die Ex-SSGlerin Alexandra Mazzucco und ihr Weg in die Nationalmannschaft

 

thumb_alex_mazzucco_motiv_natiopnalmannschaft_gg._schweizMit ihren gerade mal 22 Jahren hat sie den Zenit jetzt fast erreicht. Die Niederalteicherin Alexandra („Alex“) Mazzucco ist seit 07.Oktober 2015 Stammspielerin der deutschen Frauen-Handballnationalmannschaft und wird im Dezember zur WM nach Dänemark fahren. Und wenn alles gut geht, wird die niederbayerische Nationalspielerin, deren Aufstieg bei der SSG Metten begann, im August 2016 mit der Teilnahme an den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro ihre Traumkarriere krönen. 

 

Schon lange vor ihrem Debut Anfang Oktober beim EM-Qualifikationsspiel in Coburg gegen die Schweiz war die BWL-Studentin hoch gehandelt worden. Die Fachwelt schwärmte von ihrer Schnelligkeit, Sprungkraft und ihrem Spielwitz. Als „schnellster Zopf“ macht die Linkshänderin auf der Rechtsaußen-Postion ihres Bundesliga-Heimatvereins HC Leipzig mittlerweile Schlagzeilen. Und jetzt also der Stammplatz im Nationalteam, das seit Mai vom Dänen Jakob Vestergaard mit wachsendem Erfolg trainiert wird. Vestergaard ist nach den gewonnenen Qualifikationsspielen gegen die Schweiz und zuletzt gegen Island für skandinavische Temperaments-Verhältnisse hellauf begeistert von Alex und ihren vielen kunstvoll versenkten Treffern knapp vor der Torauslinie: „Dass wir soviele Tore von außen erzielen, das war früher nicht immer so; das ist super !“

 

 

Der kometenhafte Aufstieg der bei aller Athletik aparten Niederalteicherin nahm vor gerade einmal elf Jahre seinen Anfang. Die sportlichen Eltern Mazzucco mit Leistungssporterfahrungen hatten ihre Töchter Bea und die ein Jahr jüngere Alexandra beim Laufverein Deggendorf für die Langstrecke begeistern wollen. Doch da hörte man von der guten Jugendarbeit der SSG Metten und war auch von den Vorzügen der Mannschaftssportart Handball gerade für Kinder überzeugt. Der damalige Jugendtrainer Wolfgang Saatberger erkannte schnell das Talent der beiden Schwestern. Von da an spielte das Team mit den Mazzuccos in immer höheren Klassen bis hinauf zur Bayernliga. Insbesondere Alex entwickelte sich jetzt weiter, lief schneller, sprang höher und war einfach klar besser als alle anderen in Bayern in ihrem Alter. Lehrgänge und Auswahlspiele folgten. Nach einem Ländervergleich in Berlin sprach die damalige Jugend-Bundestrainerin Ute Lemmer die Mazzuccos, die bereits im Auto sassen, auf dem Patkplatz vor der Halle an. Sie wolle Alex nominieren. Für ihre Weiterentwicklung aber müsse die 15-jährige aber mindestens 3. Liga spielen. Mettens Damen jedoch hatten es bis dahin nur bis in die Landesliga geschafft.

 

Der Familienrat in Niederalteich entschied schließlich: Alexandra Mazzucco macht Handball-Karriere und der neue Verein heißt ESV Regensburg, 3. Liga Süd. Ein Pendelbetrieb mehrmals die Woche zehrte bald an Kraft und Nerven. Dazu noch Verpflichtungen in der U-17- und U19-Nationalmannschaft, Reisen zu Europa- und Weltmeisterschaften und das ganze Programm einer außergewöhnlich begabten und noch so jungen Sportlerin. Auch Schwester Bea verläßt zum Studium in München das Haus in Niederalteich und spielt bis heute beim Drittligisten HCD Gröbenzell nahe der Landeshauptstadt.

 

Es ist eine Binsenweisheit: Im höherklassigen Spielbetrieb werden Ausnahme-Talente von höchstklassigen Vereinen schneller entdeckt als es die Umworbenen überhaupt wahrnehmen. In Niederalteich klopfte eines schönen Tages 2009 der HC Leipzig an, einer der erfolgreichsten deutschen Handballvereine, unter anderem Namen zu DDR Zeiten 13-mal Meister, viermal Europacup-Sieger und und und ... Doch Mutter Isolde Mazzucco, Lehrerin für Mathematik am St. Gotthard.Gymnasium in der Klostergemeinde, sagte den verdutzten Managern aus Sachsen erst mal ab. „Alex macht ihr Abitur in Bayern.“ 2011, mit der Reifeprüfung und einem Profivertrag der Leipziger in der Tasche, ging es dann ab nach Sachsen. An der Uni in Leipzig war auch gleich ein Studienplatz für Sportmanagement gefunden, und die 18jährige lebte fortan von ihrer Studentenbude aus ein Doppelleben zwischen Handball-Arena und Hörsaal. Ein Jahr später, als sich die Niederalteicherin im Leipziger Bundesligateam ihren Rechtsaußen-Stammplatz erspielt hatte, dann die Katastrophe für sie: Im siegreichen Auswärtsspiel beim schwäbischen TuS Metzingen Riss des hinteren Kreuzbandes im rechten Knie. Folge: sechs Monate Zwangspause. In einem Handballer-Leben kann das angesichts der immensen Belastungen durch diesen Leistungssport das Ende bedeuten. All die Anstrengungen, die halb verlorene Jugend, die Zukunft als Profi-Sportlerin – umsonst und vorbei ? Alexandra Mazzucco durchlebt nach eigenen Worten eine harte, eine schlimme Zeit. Sieben Monate später, im August 2013 steht sie wieder auf der Platte, wie die Handballer zu ihrem Spielfeld sagen.

 

Alex startet jetzt noch einmal mit geballter Kraft in die Karriere. Ihr heutiger Trainer Norman Rentsch bewundert ihren eisernen Willen: „Sie ist unglaublich diszipliniert und trainingsfleißig und das macht es für jeden Trainer sehr einfach, mit ihr zu arbeiten.“ Im März dieses Jahres nun hatte der Deutsche Handballbund bekannt gegeben, dass der Däne Heine Jensen nicht mehr Bundestrainer der Frauen ist und man das Amt seinem Landsmann Jakob Vestergaard übergibt. Und dann geht es für Alexandra Mazzucco so schnell, wie sie normalerweise uneinholbar über die Platte flitzt. Der Däne schenkt der Niederbayerin sein Vertrauen. Alex enttäuscht ihn nicht.

 

So nebenbei steuert sie ihre Ausbildungsrichtung um und schreibt sich an der Leipziger Uni für BWL ein.“ Wie der Papa.“ Und mit dem Papa spult sie, wenn sie mal wieder daheim ist, im Schatten der Basilika von Niederalteich das 14-km-Laufprogramm ab. Mit der Mama etwas kürzer. Dabei kann es schon sein, dass ihr Blick donauaufwärts Richtung Westen geht, nach Metten. „Die SSG war schon meine Heimat,“ will sie festgehalten wissen. Aber jetzt ist es wohl die große weite Welt des Handballs.

 

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Wo die Karriere begann: Vater Peter Mazzucco schoss in der St.Benedikt-Sporthalle dieses Bild seiner Tochter Alex, die von Metten aus ihren Weg gemacht hat und heute deutsche Handball-Nationalspielerin ist. Foto: Peter Mazzucco  

 

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Den Zenit fast erreicht: Beim EM-Qualifikationsspiel gegen die Schweiz am 07.10.2015 in Coburg (29:18 für Deutschland) feierte Alex mit drei Toren und toller Abwehrarbeit einen großartigen Einstand in der deutschen Handball-Nationalmannschaft. Foto: Sascha Klahn/DHB 

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