Der unermüdliche Herbert Wolf steht bei der SSG vor seiner 23. Saison

 

thumb_herbertwolfAuf die Frage, wie man jetzt in Deutschland die Begeisterung um unsere Fußball-Helden am besten nutzen könne, meinte kürzlich der Arzt und Kabarettist Eckart von Hirschhausen, das ließe sich durch einen gemeinsamen Weg zu einem gemeinsamen Ziel umsetzen. „Eine gute Möglichkeit für einen solchen Weg ist immer auch ein Ehrenamt im Sport - Aufbauarbeit, zupacken, wo man gebraucht wird.“ Das dachte sich 1992, zwei Jahre nach dem Gewinn des vorletzten Fußball-WM-Titels, auch Herbert Wolf aus Metten. Zum Zupacken wählte er allerdings Handball. Bis heute hat er als Motivator, Manager und Motor der SSG Metten durchgehalten und steht jetzt vor seiner 23. Saison.

 

„Willst Du froh und glücklich leben, lass kein Ehrenamt dir geben!“ Solche Sprüche – diesen Spottvers soll sich Wilhelm Busch ausgedacht haben - kennt der 39-jährige diplomierte Betriebswirt Herbert Wolf zur Genüge. Auf 22 Jahre im Ehrenamt in der Multifunktion als Trainer und Vorstandsmitglied bei den Klosterern bringt er es. Aber froh und glücklich ? Trotz vieler Rückschläge und Enttäuschungen hat das alles für ihn einen großen Wert: „,Nach so vielen Jahren steht für mich die Arbeit im Verein immer noch ganz oben. Wenn man so viel Zeit, Kraft und Herzblut investiert hat, wird das alles doch zu einem Teil von einem selbst. Und: Ich bin vielen Menschen sehr verbunden.“  

 

 

Alles fing mit der klassischen Frage an: „Kannst Du mir am Wochenende kurz amal bei der Jugend helfen ? Dauert nicht lange !“ Bis dahin hatte Herbert Wolf, der mit elf Jahren durch seinen Sportlehrer am St. Michaels-Gymnasium Metten zum Handball und zur SSG Metten gekommen war, mit einem Amt rein gar nichts am Hut. Aber mit der Frage des Mannschaftskollegen, der Jugendtrainer war, begann eine der bemerkenswertesten Ehrenamts-Karrieren in einem Sportverein im Deggendorfer Land, die 2005 mit dem bayerischen und ein Jahr darauf mit dem deutschen Vereinsjugendpreis als Belohnung gekrönt wurde.

 

Wolf kann die Zahl derer, die er zum Sport und in die Gemeinschaft der SSG Metten gebracht hat, nicht mehr überschauen. Als Übungsleiter hat er von den Minis ab dem Alter von vier Jahren bis zu den gstandenen Damen so ziemlich alles gecoacht. Wer da am kräftezehrendsten sei, kann er nicht sagen. Jede Mannschaft habe so ihren eigenen „Charakter“und sei unabhängig von Alter und Geschlecht mal mehr oder weniger pflegeleicht. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, mit der alles begann, liegt ihm heute noch besonders am Herzen. Zum einen, weil doch von den meisten Jungen so viel zurückkomme und weil ihnen der Handballsport trotz aller Mühen und der geforderten Disziplin großen Spaß mache. Zum anderen, weil sich Herbert Wolf um die Zukunft der SSG Metten sorgt. Deshalb hat er vor 16 Jahren noch ein Amt im Verein dazu genommen. Als zweiter Vorsitzender managt der passionierte Organisator die Abläufe im Kloster-Klub: Ob Freundschaftsspiele, Elternstammtisch, Mitgliederbefragung, Pflege der Vereins-Homepage, Wischen des Hallenbodens bei Spielen, Sommerfeste und Weihnachtsfeiern, Spielerpässe, Verhandlungen mit dem Handballverband oder die Klärung der Frage, wer die Pizza nach dem Mini-Turnier holt.

 

Walter Steininger, Trainer der SSG-Herren und als Lehrer ein Mann mit Überblick, charakterisiert Wolf so: „Er fällt nie auf, drängt sich nicht in den Vordergrund, macht aber alles und ist sich für keine Aufgabe zu schade.“ Der Trainer erinnert sich noch eine beispielhaften Begebenheit. Dazu muss man wissen, dass Herbert Wolf Zeit seines HandballerlebensTorwart war - und heute noch ist, wenn er gebraucht wird. Die Statur dieser Riesen im Gehäuse hat er zwar nicht. „Durch seinen immensen Trainingsfleiß und seine selbstlose Mannschaftsdienlichkeit aber konnte er vieles wettmachen und ist ein Vorbild für alle,“ schwärmt Coach Steininger und erzählt diese für Wolf typische Geschichte: „Kurz vor der letzten Saison war ein Testspiel beim SC Regensburg. Aber ich hatte nur sieben Spieler und keinen Torwart. Beim Treffpunkt an der Halle in Metten war zufällig Herbert da. Er wollte nur ein Passformular holen. Vom Spiel wusste er gar nichts. Doch kurzerhand sagte er alle seine Termine ab, holte sein Turnsäckchen und fuhr mit zum Landesligaaufsteiger. Herbert zeigte in der Partie gegen die Regensburger Rückraumhühnen eine Weltklasseleistung und sorgte bis kurz vor Schluss für ein Unentschieden. In den letzten 2 Minuten kassierten wir zwar noch 2 Treffer, aber Herbert war Garant für dieses tolle Ergebnis. Danach zog er sich wieder zurück, so, als sei nichts gewesen.“

 

So einem wie Wolf, den sich jeder Verein wünscht, geht auch einmal die Luft aus. Solche Menschen haben zwar gelernt damit umzugehen, dass es ganz selten ein Wort des Dankes und noch weniger Unterstützung gibt. „Aber“, so sagt er ohne jammernden Unterton, „wenn man viel Zeit und Kraft investiert hat, wenn dann nichts zurückkommt und man stattdessen beispiesweise mit ansehen muss, wie SpielerInnen aufhören oder den Verein verlassen, dann tut sich schon mal ein tiefes Loch auf.“ Da hineingefallen ist er schon. Wieder herausgekommen ist er „durch die Menschen, für die es sich lohnt, weiter zu arbeiten und nicht die, die sich immer beschweren und nichts machen.“

 

Und jetzt erwischt man den Mann, der selten auffällt und sich nie in den Vordergrund drängt, einmal bei einem kleinen Ausbruch: „Immer mehr Leute sehen im Ehrenamt nur noch die Lasten und die Entbehrungen. So wird das auch in der Öffentlichkeit dargestellt. Das stimmt nicht. Es hat auch viele schöne und positive Seiten.“ Doch sofort beruhigt sich Herbert Wolf, ist wieder der eher Stille, Bescheidene und fügt leise hinzu: „Menschen mit einem Lächeln im Gesicht geben mir am meisten zurück.“ Männer-Coach Walter Steininger hat Tage später ein Lächeln im Gesicht, als er ein eigentlich ernstes Wort spricht: „Ohne den Herbert gäbe es die SSG heute so nicht mehr.“ Und Bayerns Handball-Pater Eberhard Lorenz, Mitbegründer der SSG, sieht mit Wolf die Tradition der Gründerväter gewahrt: „Den Kopf für die Gemeinschaft hinhalten und nicht aufgeben – so ist der Herbert !“ Wenn es nur mehr von seiner Sorte gäbe, die nicht den großen Star spielen, sondern auch die gewöhnliche Arbeit machen würden, wünscht sich der Benediktiner und freut sich schon auf Wolf‘s 23. Saison.

 

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Eigentlich unzertrennlich: Die SSG Metten und Herbert Wolf sind eine Einheit. Der niederbayerische Handball-Traditionsklub ist ohne seinen Motivator, Manager und Motor im Ehrenamt heute nur mehr schwer vorstellbar. Foto: Adolf Helmprecht/SSG Metten  

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