Abschied vom HC Leipzig fiel nicht leicht – SSG –Gewächs in Top-Form
Ein wenig Wehmut klingt schon mit: „Eigentlich wollte ich beim HC Leipzig weiterspielen.“ Doch Alexandra („Alex“) Mazzucco, 24, 14-fache Handball-Nationalspielerin aus Niederalteich, sagt, ihr sei nichts anderes übrig geblieben, als zu wechseln. Nun kann sich der Bundesliga-Zweite Thüringer HC mit Sitz in Erfurt über die dynamische Linkshänderin freuen. Sie wiederum hat Grund zum Jubeln: Die Niederalteicherin, die 2004 bei der SSG Metten das Handballspielen lernte, wurde soeben für die WM in Deutschland (01.-17.Dezember 2017) erneut ins Nationalteam berufen.
Nach schweren Verletzungen, verbunden mit Formtiefs, hatte sich die 24-jährige mit eiserner Disziplin in der letzten Bundesliga-Saison wieder in Topform gebracht. Dann aber passiert es: Der honorige HC Leipzig, sechsfacher deutscher Meister im Frauen-Handball, war durch Missmanagement mit 1,3 Millionen EUR Schulden in Schieflage geraten und bekam deshalb im Juni die Lizenz für die 1. Bundesliga entzogen. Davor hatte andauerndes Verletzungspech bei den Leistungsträgerinnen den Kader geschwächt, eine Niederlagenserie war die Folge.
Acht Spitzenkräfte, fast durchweg Nationalspielerinnen, verließen nun den Verein. Als einzige Top-Spielerin blieb Alex Mazzucco dabei und diente dem Traditionsklub, der sie 2011 als 18jährige verpflichtet hatte, kurzfristig auch als Mannschaftskapitänin. „Das war ein junges Team, fast alles Nachwuchsleute und hochmotiviert. Die Aufgabe war wirklich reizvoll.“ Und da war noch der Coach, der junge Norman Rentsch. „Ein hervorragender Trainer, bei dem ich sofort wieder zusagen würde,“ versicherte die Niederbayerin im Gespräch mit der PNP.
Doch da überwiegen dann schon die unguten Erfahrungen mit dem Klub, der sich in ein Finanzdesaster gewurschtelt hatte. Ein halbes Jahr lang bekam die Studierende für Sportmanagement an der Universität Leipzig kein Gehalt. „Der Verein hat mich zu lange hingehalten. Aber irgendwann brauchte ich mal wieder Geld.“ Ihre Mitstudierenden hatten alle ihre Nebenjobs, sie nahezu einen Vollzeit-Beruf mit extremem Zeitaufwand. Als die Pleite absehbar wurde und der Vertrag bei Leipzig am Auslaufen war, kam der Lockruf aus Erfurt. Trainer Herbert Müller vom Vizemeister Thüringer HC war am Telefon und bot der Nationalspielerin, obwohl in Erfurt der Etat schon abgeschlossen war, einen Ein-Jahres-Vertrag. Müller, der nebenbei auch noch die österreichische Damen-Nationalmannschaft trainiert, ist überglücklich. „Alex hat ein riesiges Potential. Sie wird bei uns und auch in der Nationalmannschaft eine ganz wichtige Rolle spielen, da bin ich mir ganz sicher."
Bundestrainer Michael „Beagle“ Biegler sieht das offensichtlich genauso. Ihren Platz im Nationalteam auf der rechten Außenbahn hat die Linkshänderin wieder. Für die Weltmeisterschaft im eigenen Land ist Alex gesetzt. Wenn alles gut geht, vor allem wenn die Niederalteicherin verletzungsfrei bleibt, können die Fans den Wirbelwind mit dem mittlerweile eingerollten Haarzopf am 1. Dezember um 19 Uhr im WM-Auftaktspiel gegen Kamerun bewundern – ausgerechnet in der Arena Leipzig. Jetzt aber sitzt die 24-jährige über ihrer Masterarbeit. Thema: „Synergie und Kannibalismus in der Fitness-Branche.“ Sollte es ihr dazu in der Leipziger Studentenbude zu unruhig werden, dann findet das Finale an der Arbeit wohl daheim bei den Eltern in Niederalteich statt.
Bindungen an die Heimat: Alex Mazzucco hatte am St.-Gotthard-Gymnasiums der Benediktiner Niederaltaich, wo ihre Mutter Isolde Mathematik unterrichtet, 2011 Abitur gemacht. Tage später holte sie der Handball-Traditionsklub HC Leipzig. Bei einem Besuch in ihrer ehemaligen Schule wurde sie von Schülern, zugleich Jugendspielern der SSG Metten, wo für Alex alles begann, zum Fototermin gebeten. Von links: Milena Niewöhner (SSG-Damenteam), Alex Mazzucco, Julian Phylipp und David Busch von den A-Junioren der SSG .
Ein Vorbild: Auch für Milena Niewöhner von der SSG Metten, wo Alex Mazzucco das Handballspielen lernte,ist die Nationalspielerin zum Idol geworden.
Nicht zu bremsen: Nach Verletzungen samt Trainingsrückstand ist Alex Mazzucco wieder in Top-Form. Bundestrainer Michael Bigler hat der Niederalteicherin für die Weltmeisterschaft im Dezember in Deutschland einen Stammplatz in der Nationalmannschaft reserviert.
Jetzt für den Thüringer HC auf Torejagd: Alex, die bei der SSG Metten das Handballspielen gerlent hat, wechselte zur Jahresmitte vom HC Leipzig nach Erfurt.